Pressekonferenz zum Zukunftsprojekt „Zwei Hospiz in Bayern – Erwachsenenhospiz und Kinderhospiz“

Polling  – Seit September 2019 bemühen sich der Hospizverein im Pfaffenwinkel e.V., das Dominikanerinnenkloster Polling und die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM) gemeinsam, den Hospizstandort Polling zur Versorgung schwerkranker und sterbender Erwachsener sowie schwerkranker Kinder und Jugendlicher für das gesamte südwestliche Oberbayern zu stärken.

Eine Machbarkeitsstudie – erstellt durch Architekt Thomas Grubert aus Penzberg – ergab: In einem Eck-Anbau an das Kloster Polling sollen zunächst  die 14 Gästezimmer (Endausbau 16 Gästezimmer) des bestehenden Erwachsenenhospizes (bisher 10 Betten) untergebracht und ein teilstationäres Kinderhospiz mit 8 Plätzen errichtet werden.

Sowohl die Erweiterung des bestehenden Erwachsenenhospizes wie auch die Schaffung des teilstationären Kinderhospizes sind nur in einem gemeinsamen Gebäude möglich. Bauherr wird das Dominikanerinnenkloster St. Ursula in Donauwörth sein.

Zwei Hospize – zwei getrennte wirtschaftliche Einheiten – in einem Haus. Träger und jeweilige Mieter sind der Hospizverein im Pfaffenwinkel e.V. für das Erwachsenenhospiz und die gemeinnützige Haus Anna gGmbH für das teilstationäre Kinderhospiz. Beide Träger werden am 12.05.2022 einen gemeinsamen Förderverein gründen, um Spenden und nichtstaatliche Mittel für Bau und Ausstattung sowie den späteren Betrieb zu sammeln.

Sr. Teresa Westermeier (Priorin des Dominikanerinnenklosters Donauwörth) und Sr. Raphaela Ferber (Oberin Dominikanerinnenkloster Polling): „Der Hospizverein leistet seit vielen Jahren hervorragende Arbeit und wir pflegen mit dem Verein ein gutes Miteinander. Aus diesem Grund unterstützen wir mit vollem Nachdruck die Erweiterungspläne des Hospizes und die Schaffung eines teilstationären Kinderhospizes und übernehmen die Bauherrenschaft – auch wenn dies für unser Kloster einen enormen Kraftakt bedeutet. Wir stellen nicht nur das notwendige Grundstück im Klostergarten zur Verfügung, sondern sind auch bereit, das klostereigene Grundstück an der Ziegelbreite zu verwerten und einen überwiegenden Teil des Verkaufserlöses in den Anbau zu investieren, um die Miete der beiden Hospize möglichst niedrig und damit finanzierbar zu halten.“

Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg): „Die Begleitung Schwerstkranker und Sterbender gehört zum ureigenen Auftrag der Kirche. Daher unterstützt die Diözese Augsburg dieses nachhaltige Zukunftsprojekt aus voller Überzeugung. Zum einen geht es uns um den Erhalt des Klosters mit seinen verschiedenen Nutzern. In ihm leben immer noch Schwestern und im Gebäude befinden sich Räume der Pfarrei. Zudem wird das Kloster von sozialen Einrichtungen genutzt, vom Hospiz und von der Kinderhilfe Oberland. Zum anderen geht es uns aber auch um die Hospizarbeit. Konkret heißt das, Erwachsenen und insbesondere schwerkranken Kindern und ihren Familien im schwierigen Alltag einen Kraftort in Polling zu ermöglichen. Deshalb geben wir zu dessen Gelingen gerne einen Zuschuss von 4,5 Mio. Euro.“

Andrea Jochner-Weiß (Landrätin): „Für unseren Landkreis und das gesamte südwestliche Oberbayern ist das Erwachsenenhospiz und künftig das teilstationäre Kinderhospiz im Kloster Polling ein Segen. Das Hospiz Polling hat einen überregional sehr guten Ruf gerade aufgrund seiner besonderen, klösterlichen Lage. Die Bürger in Polling, im Pfaffenwinkel und weit darüber hinaus sind eng mit dem Hospiz verbunden. Und sie verbinden es mit Hoffnung und Zuversicht auf professionelle, spirituelle und menschliche Betreuung und Begleitung  in ihrer letzten Lebensphase für sich und ihre Angehörigen durch Palliativfachkräfte und gut ausgebildete, ehrenamtliche Hospizbegleiter.

Hier erleben Menschen mehr als nur ein Klinikzimmer und das wünscht sich jeder, wenn es nicht mehr möglich ist, zuhause zu sterben. Es ist nur die zweitbeste Lösung, aber wenn nicht anders möglich die Beste.“

Martin Pape (Bürgermeister Polling): „Das Hospiz ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des Pollinger Alltages. Die Gäste im Hospiz sind willkommen und können ihren Lebensabend, der in der Regel durch eine schwere Krankheit meist viel zu früh eintritt, würdevoll bis zum letzten Moment begehen. Vor allem können die Angehörigen hier Abschied nehmen in einem sehr harmonischen und pietätvollen Umfeld.

Der Dank gilt hier vor allem Schwester Angela Kirchensteiner und den bereits verstorbenen Altbürgermeistern Dominikus Weiß (Polling) und Walter Eberl (Bernried). Ohne sie wäre das Hospiz heute nicht in Polling. Die notwendige Erweiterung des Pollinger Hospizes liegt aufgrund der doch traurigen Nachfrage auf der Hand.

Die Gemeinde Polling steht dem geplanten Bauvorhaben sehr offen gegenüber und unterstützt nach Kräften. Um es zu verwirklichen, bedarf es einem auf die Bedürfnisse aller Beteiligten abgestimmten Bauleitplanung, nicht nur im Umgriff des eigentlichen Projektes und seinem Geltungsbereich, sondern auch ganz klar der Finanzierbarkeit und somit der Überplanung der für die Finanzierung notwendigen Flächen des Klosters. Ob es die Abstimmung mit dem Denkmalschutz ist, die Schaffung von Logistikflächen (Parkplätze, An- und Abfahrt, Feuerwehrzufahrt, der gesamten Verkehrssituation, etc.) und vor allem die Erhaltung und der Einfluss des Ortsbildes und der frühzeitigen Beteiligung der Menschen vor Ort sind hier absolut maßgeblich.

Christine Bronner (geschäftsführender Vorstand der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München): „Die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München versorgt seit vielen Jahren auch im südwestlichen Oberbayern ambulant Familien mit schwer erkrankten Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Elternteilen. Hier kooperieren wir schon lange sehr erfolgreich mit dem Hospizverein im Pfaffenwinkel. Es freut uns sehr, dass wir nun mit unserer teilstationären Einrichtung `Haus ANNA´ den nächsten Schritt gehen und den Familien in dieser Region zusätzlich zur ambulanten Versorgung eine Entlastung im Alltag anbieten können. Die Familien werden dort neben professioneller Pflege und palliativmedizinischer Versorgung auch eine intensive Förderung für ihre Kinder erhalten. Der Standort im Kloster Polling könnte dafür nicht geeigneter und schöner sein. Entsprechend dankbar sind wir auch hier für die gelungene Kooperation mit dem Hospizverein im Pfaffenwinkel e.V. und mit dem Dominikanerinnenkloster Polling. Hier entsteht etwas ganz Besonderes!“

 Renate Dodell (Vorsitzende Hospizverein im Pfaffenwinkel e.V.): „Der Hospizverein wurde 1992 gegründet, hat 1170 Mitglieder, 40 hauptamtliche Mitarbeiter und ca. 150 ehrenamtliche Hospizbegleiter.

Über einen Versorgungsvertrag mit den Krankenkassen begleiten wir stationär Menschen ab dem Erwachsenenalter aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau, südlich Starnberg und südlich Landsberg a.L.

Unser Hospiz mit jetzt 10 Betten ist seit 2002 im Kloster Polling untergebracht. Eine stark steigende Nachfrage (wir können nicht alle Gäste aufnehmen, Auslastung 95 %) und baulich strengere Vorschriften für den Betrieb haben uns veranlasst, eine Lösung für die Zukunft zu suchen. In einer Machbarkeitsstudie – gemeinsam mit der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München – wurden verschiedene Varianten untersucht und abgewogen.

Erweiterung und Ertüchtigung des Erwachsenenhospizes im Bestandsgebäude sind aus Raum- und Denkmalschutzgründen nicht möglich. Ein Neubau auf der „grünen Wiese“ ist u.a. aus Kostengründen nicht darstellbar, außerdem wäre der „Kraftort Kloster“ für das Hospiz verloren.

So sind wir dankbar und glücklich, dass mit der jetzt vorgestellten Lösung eines Anbaus an das Kloster unsere Erweiterung gelingen kann. Die zunächst 14 Gästezimmer werden im Neubau untergebracht, die jetzigen Hospizräume werden zu Funktionsräumen. Wir behalten alle bisher im Kloster genutzten und gemieteten Räume auch für unseren ambulanten Hospizdienst und auch den SAPV-Dienst Palliahome bei. Ganz besonders freue ich mich, dass die hospizliche Versorgung der Menschen an diesem besonderen Ort weiter gelingen kann. Mein herzlicher Dank gilt zuallererst den Schwestern in Polling und Donauwörth, die Unglaubliches für die Zukunft der Hospizarbeit in Polling leisten. Mein Dank gilt auch dem gesamten, überwiegend ehrenamtlichen Team, das jetzt seit vier Jahren für die Zukunft des Hospizes mit großem Engagement kämpft. Und mein Dank gilt unseren Vereinsmitgliedern, die am 05. Mai 2022 in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einstimmig mit 318 JA-Stimmen beschlossen haben, diesen Weg weiterzugehen.“

 Rudolf Mitterhuber (Geschäftsführer des St. Ulrichswerk der Diözese Augsburg): „Der Hospizverein im Pfaffenwinkel e.V. und die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München-AKM wollen an dem Klosterstandort Polling, das vorhandene Hospiz erweitern und das Kinderhospiz neu ansiedeln. Es soll ein gemeinsames Hospizgebäude entstehen.

Durch eine Machbarkeitsstudie wurde die Umsetzbarkeit der Nutzeranforderungen geprüft. Da im bestehenden Kloster keine Flächenreserven vorhanden sind, soll nach Osten hin, ein Anbau realisiert werden. Die Planungsüberlegungen sind mit dem Ladensamt für Denkmalpflege abgestimmt. Insgesamt werden die Baukosten mit rd. € 17,5 Mio. veranschlagt. Wegen der derzeitigen schwierigen Rahmenbedingungen und den noch zu erwartenden Kostensteigerungen, muss die Planung angepasst werden, damit die Baupreissteigerungen eingepreist werden können. Für die Planungsphase werden ca. 1- 1,5 Jahre und für die Bauzeit rd. 2-2,5 Jahre veranschlagt. Bauherr ist das Dominikanerinnen Kloster St. Ursula in Donauwörth. Das Kloster stellt das Grundstück kostenlos zur Verfügung und wird noch Mittel aus Grundstücksverkäufen in das Projekt einbringen.

Vorläufiger Finanzierungsplan:

  • Zuschuss Hospize € 4,0 Mio.
  • Zuschuss Diözese € 4,5 Mio.
  • Eigenmittel Kloster € 3,0 Mio.
  • Fremdmittel € 6,0 Mio.