„Keine Angst mehr vor dem Sterben“

Rund 150 ehrenamtliche Hospizbegleiter sind beim Hospizverein im Pfaffenwinkel die Stütze des ambulanten Dienstes. Gut zwei Dutzend der Begleiter sind in der Gruppe Peißenberg zusammengeschlossen.

Peißenberger Hospiz-Gruppe

Von Monika Brandmaier

Peißenberg/Polling – Im großen Raum im ersten Stock des Hospizes im Kloster Polling liegen ein Zweig und eine Rose am Boden, daneben brennt eine Kerze. Drumherum sitzen in einem Stuhlkreis Hospizbegleiter aus Peißenberg und Umgebung, eine der Frauen – nur zwei Männer sind in der Gruppe – liest einen kurzen Text mit der Frage „Wer bin ich?“ vor. Für einen Moment hängt jeder seinen Gedanken nach. „Impuls“ wird diese Szene genannt. Damit beginnt beim Hospizverein jedes Gruppentreffen, die Gestaltung übernimmt immer ein anderer.

Aus Peißenberg und Hohenpeißenberg, Oberhausen, Huglfing und Pähl kommen die Mitglieder der Peißenberger Gruppe, die mit gut zwei Dutzend Hospizbegleitern zu den kleinen der neun Ortsgruppen gehört. Aber: „Wir haben dafür mehr, wenn auch kürzere Begleitungen“, sagt Gisela Klotz. Sie ist eine von fünf Koordinatorinnen des ambulanten Dienstes beim Hospizverein und betreut die Peißenberger bei ihren monatlichen Treffen. Da wird über aktuelle Einsätze gesprochen, Details bleiben innerhalb der Gruppe. Denn jeder Hospizbegleiter unterliegt der Schweigepflicht.

Wer beim Hospizverein ehrenamtlich mitarbeiten und schwerstkranke Menschen betreuen will, muss eine umfassende Schulung absolvieren. Rund 100 Stunden Theorie und dazu ein Praktikum im Hospiz – nicht jeder, der sich anmeldet, hält bis zum Ende durch. Der Großteil der Peißenberger Hospizbegleiter ist seit vielen Jahren dabei, die Gründe für ihr Engagement sind vielschichtig. Eine zum Beispiel kam über eine Freundin zur Hospizarbeit, nachdem sie lange nach einer sinnvollen Tätigkeit gesucht habe, wie sie sagt. Eine andere habe sich nach dem Tod der Mutter „total hilflos“ gefühlt und sich in dieser Zeit erstmals mit dem Thema „Hospiz“ befasst. Sechs Jahre später machte sie die Ausbildung. Mittlerweile ist sie seit 15 Jahren Hospizbegleiterin. Die Betreuung Schwerstkranker gebe ihr auch selbst ein Stück Sicherheit: Man sehe den Tod anders, als ein Stück vom Leben, „ich habe keine Angst mehr vor dem Sterben“, sagt sie.

Im Einsatz sind die Hospizhelfer im häuslichen Umfeld von Schwerstkranken in deren letzter Lebensphase – die meisten Menschen wollen zuhause sterben – sowie im stationären Hospiz und mittlerweile auch verstärkt in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen. Sie nehmen sich Zeit zum Zuhören und für Gespräche – „die Leute reden nicht vom Sterben, sondern vom Leben“, sagt eine Hospizbegleiterin. Sie gehen mit den Menschen spazieren, sind einfach da, halten manchmal auch einfach die Hand. Vor allem im häuslichen Bereich entlasten sie damit die Angehörigen.

Die meisten Hospizbegleiter aus der Peißenberger Gruppe übernehmen am liebsten Einsätze in Familien, nur wenige helfen auch im stationären Hospiz oder in Alten- und Pflegeheimen. In einem aber sind sich alle einig: „Es ist wichtig, Abstand zu finden und Belastendes nicht mit nach Hause zu nehmen“, sagt eine Peißenbergerin. Was nicht immer leicht fällt. Eine Betreuung habe sie sehr mitgenommen, gibt eine der Frauen zu. „Manchmal hatte ich einen Kloß im Hals.“ In solchen Fällen gibt nicht nur die Gruppe Halt, sondern bietet der Hospizverein auch Supervisionen an.